Thomas und ich beschlossen Ende 2016 eine Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten anzutreten, genauer gesagt nach Los Angeles. Ich war ehrlich gesagt noch nie auf einer “Tour” zu zweit unterwegs und war dementsprechend neugierig, was alles auf uns zukommen würde. „Leistungstechnisch“ war ich mir sicher, dass es top ausfallen würde, aber der Rest war ungewiss, denn zu zweit kann man sich ja schlecht aus dem Weg gehen, sollt’s mal “Oasch” werden.

Start am Münchner Flughafen:
Nach lästigen Sicherheitsbeamten, die bei der VX1000 verzweifelt nach einem Bildschirm suchten, einer Hetz über den Pariser Flughafen, um den Anschlussflug zu erwischen und Babys als Sitznachbarn, die uns über 11h gut wach gehalten haben, sind wir nach mehr als einem halben Tag Anreise endlich in Los Angeles gelandet.

Die lästigen Einreisekontrollen hinter uns gelassen, wurde das Leihauto abgeholt und sofort mit USA Flaggen gepimpt, um dann unser Motel anzusteuern. Nach dem Check-in schnell die Koffer ins Zimmer gebracht und ab zum ersten gemeinsamen Abendessen. Wer glaubt in Amerika gibt es an jeder Ecke Fast Food Läden, der liegt auch genau richtig und so fanden wir uns gleich im In-n-Out Burger wieder. Ich kann mich noch gut an Thomas’ Gesicht nach den ersten Bissen erinnern, er strahlte und wirkte überglücklich.
Vollgepumpt mit Burgern wurden anschließend die herrlichen Queen Size Boxspringbetten bezogen, doch vom Jetlag geplagt, war die erste Nacht relativ kurz und so kamen wir auch schon in den Genuss des ersten Sonnenaufgangs in Cali.
Über die Tage entwickelte es sich zum Ritual, sehr früh aufzustehen und bei schlechtem Kaffee, fadem Toast und künstlichem Orangensaft, eine Spotmap für den jeweiligen Tag zurecht zu legen.

Gesegnet von traumhaftem Cali Wetter wurde ein Spot nach dem anderen angesteuert. Wirklich lustig wurde es immer, wenn jemand etwas filmen wollte. 2nd Angle bedeutete entweder, vorher das Stativ aufzustellen, oder, wie wir es meistens gemacht haben, den Trick einfach noch einmal zu filmen. Wenn der Trick auch noch für ein Foto herhalten sollte, dann eben alles ein drittes Mal. Der große Vorteil an der Sache: So schnell wie man am Spot ist, so schnell ist man auch schon wieder weg und es gibt praktisch kein Hängenbleiben, was in einer größeren Gruppe öfters der Fall sein kann.

Was abgedrehte Typen angeht, zeigte sich die USA von seiner besten Seite. Ständig kamen uns welche unter, einer schräger als der andere. Es ist dort drüben einfach um einiges anders als bei uns. Teilweise wirkte es fast surreal und die typischen Klischees wurden nur zu oft bedient.

Nach einer guten Woche in Los Angeles, beschlossen wir die restlichen Tage in Palm Springs ausklingen zu lassen. Das Motel trug den vielversprechenden Namen “Vagabond Inn”. Vagabond heißt zwar übersetzt Landstreicher, dass dieses Motel dann mit Jacuzzi und Pool auftrumpfen konnte, war schon ein kleines Highlight. Nach ein wenig chillen mit ein paar Pennern Pensis im Jacuzzi, waren wir dann auch schon wieder unterwegs zu den ersten Spots.

Ein beschissener Slam von mir beendete dann aber das Skaten in Palm Springs recht schnell, wodurch sich Thomas die letzten 2-3 Tage vor der Heimreise ständig meine Suderei anhören musste. Er blieb jedoch trotzdem relativ entspannt, solange das Wifi funktionierte und man ihn mit ausreichend Fast Food versorgte. Hätte ich mich nicht verletzt, hätten wir es wahrscheinlich auch nicht mehr in den Johsua Tree National Park geschafft, sondern wären wahrscheinlich, wie in LA, von einem Spot zum nächsten gezogen. Aber ja, ich war bewegungstechnisch massiv eingeschränkt und somit hatten wir genügend Zeit, um den letzten Tag im Nationalpark zu verbringen. Ein Ami würde diesen Park schlicht und einfach so beschreiben :”AWESOME!”
Rückblickend muss ich anmerken, dass mein Fazit zu hundert Prozent positiv ausfällt! Ich kann es auch nicht ganz verstehen, warum Cali skatemäßig so in der Kritik steht und jeder von Europa schwärmt. Die Spots im Amiland sind einfach um vieles besser, die Leute sind Skatern gegenüber weitaus aufgeschlossener und mir persönlich gefällt der Look auf Footage wesentlich besser als in Europa. Vor allem als leidenschaftlicher VX1000 Filmer kann ich nur schwärmen. Egal ob Sonne oder bewölkter Himmel, die Footy sieht immer crispy aus.

Auch die oftmals erwähnten Entfernungen von Spot zu Spot sind nicht wirklich vorhanden, wenn man halbwegs nach Plan vorgeht. Die längste Zeit, die wir am Stück im Auto verbrachten, waren ca. 1 Stunde.

Klar ist es teilweise ein komisches Gefühl über Zäune zu klettern und die „NO SKATEBOARDING“ Schilder an jeder Ecke zu ignorieren, aber vielleicht war uns das Glück einfach nur hold und hatten deswegen keinen Stress mit Polizei oder Securities.

words: Michael Grausam